Karl Eduard von Schnitzler, 23. 9. 1987, Berlin, East Germany

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Location Berlin, East Germany
Date 23. 9. 1987
Length 16:16

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Was sind die Ursprünge und Ziele des „Schwarzen Kanals“?
(Deutsche Übersetzung) Was sind die Ursprünge und die Ziele des „Schwarzen Kanales“?

Oh, das kurz zu beantworten ist schwer. Die Ursprünge – Bundeskanzler Adenauer hat früher mal eine Polemik im Bundestag gegen die DDR losgelassen und ich habe dieses in der „Aktuellen Kamera“ [Nachrichtensendung im DDR-Fernsehen] polemisch beantwortet. Und daraus entstand die Idee – das muss man öfter machen. Und die einen sagten alle vier Wochen, alle drei Wochen, alle zwei Wochen, ich sagte „wenn, dann jede Woche – zu einem bestimmten Zeitpunkt“. Und so entstand der „Schwarze Kanal“. Er ist eine Auseinandersetzung mit dem Fernsehen der BRD.

Warum wurde das Programm für notwendig erachtet?
(Deutsche Übersetzung) Aus welchen Gründen fühlte man, dass diese Sendung notwendig war?

Ich muss zuerst sagen, was mit dieser Sendung nicht ist. Der „Schwarze Kanal“ ist keine Einmischung. Ich habe noch nie einen Westberliner oder einen Westdeutschen aufgefordert, zu streiken oder seine Regierung zu stürzen. Mein Adressat ist der Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, der seinerseits der Einmischung, der ständigen Einmischung im Äther ausgesetzt ist und ich möchte ein bisschen zur Hygiene im Äther beitragen.

Was ist die Rolle und Aufgabe eines Journalisten in einer sozialistischen Gesellschaft?
(Deutsche Übersetzung) Was sind die Ziele und was ist der Zweck von einem Journalisten in einer sozialistischen Gesellschaft?

Er unterscheidet sich ein wenig von der Aufgabe des Journalisten in Ihrem Land. Wir haben das Glück, dass bei uns Profession und Konfession zusammenfällt, das heißt, der Beruf und das Bekenntnis. Ich scheue mich nicht zu sagen, dass ich parteilich bin. Und das ... es steht nicht in einem Gegensatz zur Objektivität. Aber dass ich natürlich von einem bestimmten Standpunkt aus an die Probleme herangehe, die ich meinen Zuschauern oder auch meinen Lesern, wenn ich einen Artikel schreibe, vermitteln will. Ich will einmal Fakten vermitteln, ich will zum Zweiten Argumente vermitteln – meine Zuschauer setzen sich zum Beispiel mehr als bei anderen Fernsehsendungen aus Multiplikatoren zusammen, aus Vervielfältigern – also Lehrer, Funktionären der Partei, der Gewerkschaft, der Freien Deutschen Jugend, vor allen Dingen Lehrer, auch Politoffiziere in der Volksarmee. Das heißt, mein Zuschauer ist nicht einer, der bei einer Unterhaltungssendung sich zurücklehnt und sagt „nun unterhalte mich mal“, sondern der schreibt sogar mit und der trägt das weiter. Und wenn ich meine – jeden Montag runde knappe Million Geräte eingeschaltet habe – für meine Sendung – dann ist das nicht 1 oder 2, sondern ist das mal 3, mal 4 mal 5 oder bei Lehrern mal 20, ja, Multiplikatoren, das ist eine sehr wichtige Aufgabe.

Hier in der DDR gibt es ein besonderes Problem, weil etwa 80 Prozent der Menschen hier regelmäßig Westfernsehen sehen. Ist es da nicht schwierig, das Partei- und sozialistische Weltbild und das Zeitgeschehen aufrechtzuerhalten und zu propagieren?
(Deutsche Übersetzung) Es gibt ein besonderes Problem hier in der DDR, da 80 Prozent der Bevölkerung regelmäßig das westdeutsche Fernsehen zuschauen. Macht es nicht schwieriger, die Politik und die sozialistische Linie des Landes zu halten und weiterzu [?]

Also die Zahl 80 Prozent haben Sie genannt, das ist Ihre Zahl, aber natürlich wird das Fernsehen des Westens hier gesehen und das übrigens auch, ich habe meine Zuschauer auch in Westberlin und in einem Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Während die Bundesrepublik 95 bis 96 Prozent des Territoriums der Deutschen Demokratischen Republik erreicht. Aber gerade deswegen ist zum Beispiel eine solche polemische konterpropagandistische Sendung wie der „Schwarze Kanal“ eine Notwendigkeit. Ja. Denn beide Staaten haben zwei verschiedene unvereinbare ökonomische, gesellschaftliche Systeme – Feuer und Wasser – hat Honecker jetzt gerade wieder gesagt – es muss nicht brennen, man muss nicht nass werden, aber trotzdem – der Charakter ist absolut gegensätzlich und unvereinbar und wenn da von drüben das gesamte Wortprogramm – von Kriminalfilmen abgesehen – und da auch manchmal – wenn das gesamte Wortprogramm antisozialistisch ist – dann muss man sich damit auseinandersetzen. Und da muss man ein bisschen beitragen, das ist meine Aufgabe, nicht, um...ich bin dagegen, dass man das verbietet. Nein, man soll das Westfernsehen anstellen. Ja. Aber ein bisschen Hör-, Zuschau- und Denkhilfe versuche ich zu geben.

Aber ist Ihrer Ansicht nach als Sozialist der eigentliche Zweck des Journalismus nicht, der Politik zu dienen?
(Deutsche Übersetzung) In Ihren Augen ist nicht die eigentliche Rolle und Zweck, ist nicht der Auftrag des Journalismus', der Politik zu dienen?

Ja, auf keinen Fall hat bei uns die Informationspolitik, die Politik oder die Handelspolitik, die Wirtschaftspolitik zu stören, sondern zu unterstützen. Unterstützen würde ich sagen, nicht dienen.

Sie haben einen Dialog zwischen dem Osten und dem Westen begonnen ... und Ihr Programm
(Deutsche Übersetzung) Sie haben von Zwischengespräch zwischen Feuer und Wasser gesprochen, aber ist es nicht eher, dass Sie... was Sie als.., also Ihr Kanal heißt „Schwarze Kanal“ – ist also der Zweck des Kanals nicht eher gegen, was Sie als Lügen und Propaganda von Westen dagegen zu kämpfen?

Das ist eine der Aufgaben und das war zunächst die Hauptaufgabe am Anfang. Natürlich sieht der „Schwarze Kanal“ heute nicht mehr so aus, wie vor 27 Jahren. Damals wurde unsere Republik vom Westen in einem Maße beleidigt, verleumdet – da musste man einfach hart zurückschlagen. Aber je mehr wir uns durchsetzten, je stärker die DDR wurde, je souveräner sie wurde – in doppelter Hinsicht – völkerrechtlich souverän, aber auch von der inneren Überlegenheit her, desto sachlicher, ruhiger konnte auch mein Ton werden. Es war echte Widerspiegelung der Veränderung des Kräfteverhältnisses und heute ist es so, dass es Dinge gibt, die der eigentlichen Auseinandersetzung und den unvereinbaren Gegensätzen übergeordnet sind. Ich meine damit die Frage des Überlebens. Heute hat sich die Waffentechnik, die Nuklearwaffentechnik so entwickelt, dass ein Krieg nicht mehr führbar, nicht mehr gewinnbar ist und schauen Sie, was hilft dem Kapitalisten sein Kapitalismus, wenn die Welt tot ist und er niemanden zum Ausbeuten hat? Was hilft uns unser Sozialismus auf einem verbrannten Erdball? Wir haben also ein übergeordnetes gemeinsames Interesse, dabei bleiben aber die Gegensätze bestehen. Nur diese Gegensätze, die weiter auszutragen sind, dürfen nicht mit Krieg ausgetragen werden, nicht mit Gewalt, sondern möglichst auch mit Kultur. Das ist zum Beispiel Gegenstand des gemeinsamen Dokuments, was wir mit dem sozialdemokratischen Parteivorstand hier erarbeitet haben. Das heißt, der Streit der Ideologien und das gemeinsame Sicherheitsinteresse und in diesem Raum bewege ich mich mit meiner Sendung.

Können Sie das deutlicher machen?
(Deutsche Übersetzung) Können Sie das ein bisschen deutlicher machen?

Ja. Es wurde im Westen davon gesprochen, man müsse jetzt die Feindbilder abbauen. Anderswo wird das auch gesagt. Das ist nicht richtig. Wir bleiben Gegner. Wir müssen nicht Feindbild abbauen, wir müssen den Umgang miteinander verändern. Das ist die eine Seite. Und das zweite ist – es hieß lange Jahre hindurch im Westen, die Existenz zweier Staaten, die Spaltung Deutschlands – das sei die Quelle von Kriegsgefahr. Inzwischen hat sich die Einsicht durchgesetzt, auch im Westen, bis Amerika, dass die Existenz beider deutscher Staaten in Wirklichkeit eine Voraussetzung ist für das militärstrategische Gleichgewicht in Europa.

(Deutsche Übersetzung) Gilt Kapitalismus und Westen als ein Feind in der DDR?

Das ist keine staatliche Frage, sondern die beiden Systeme sind nicht miteinander vereinbar, man kann nicht vom Kapitalismus ein Stück abschneiden und vom Sozialismus ein Stück abschneiden und sie dann zusammenlegen. Die beiden Systeme kämpfen, welches setzt sich als das bessere durch. Bloß, diese Auseinandersetzung muss erstens in vernünftigen kulturvollen Formen geführt werden und vor allen Dingen nicht auf dem Schlachtfeld. Nicht mit Gewalt.

Halten Sie es nicht für eine grobe Vereinfachung, dass es nur in Westdeutschland faschistische Tendenzen gibt? Hat die DDR nicht auch einige der negativen Aspekte der deutschen und preußischen Traditionen geerbt?
(Deutsche Übersetzung) Ist es nicht eine Vereinfachung, zu sagen, dass faschistische Tendenzen nur in Westdeutschland existieren? Hat die DDR auch nicht einige negative Aspekte von der deutschen und preußischen Tradition geerbt?

Fangen wir mit der letzten, mit dem letzten Teil an, es gibt im Preußentum positive und negative Erscheinungen und wir haben bei der Aufarbeitung der Geschichte uns der guten Traditionen des Preußentums bemächtigt. Das ist das eine. Das zweite ist, ich überbewerte neofaschistische Tendenzen in der Bundesrepublik nicht, aber man bekämpft sie dort nicht ernsthaft. Es gibt sie. Und bei uns gibt es faschistische Tendenzen nicht und wir haben jetzt gerade bewiesen – in diesem Augenblick findet in Dresden wieder ein Prozess gegen einen jetzt erst entlarvten Verbrecher gegen die Menschlichkeit statt – und das ist eigentlich der Beweis, dass das eine faule Ausrede ist, dass man in Westdeutschland diese Vergangenheit nicht in dem Maße bewältigt hat wie wir.

Das Wichtigste aber ist – wir haben die ökonomischen Grundlagen des Faschismus beseitigt. Denn die ökonomische Grundlage des Faschismus ist nun mal das Monopolkapital. Faschismus ist die höchste Form des Imperialismus und Imperialismus wieder die höchste Form des Kapitalismus, die haben wir absolut beseitigt.

Bei uns gibt es keinen Antisemitismus, bei uns gibt es kein Herrenmenschentum, keine Überheblichkeit, keine Weltmachtsansprüche. Wir sind ein sozialistischer Staat. Das ist ein ganz prinzipieller Unterschied.

Welche historische Bedeutung hatte der Besuch von Herrn Honecker in Bonn?
(Deutsche Übersetzung) Was ist oder war die geschichtliche Bedeutung vom Besuch vom Parteisekretär Honecker in Bonn?

Ich bin mit dem Ausdruck „geschichtliche Bedeutung“ sehr vorsichtig. Der Besuch hat historische Dimension, das ist keine Frage. Die liegt ausschließlich darin, dass zwischen diesen beiden Staaten nicht nur eine normale Grenze verläuft, eine Staatsgrenze, sondern dass das die Trennlinie Sozialismus/Kapitalismus ist, an der die mächtigsten Militärkoalitionen der Geschichte konfrontiert sind und beide Staaten gehören entgegengesetzten Bündnissen an, der NATO und dem Warschauer Vertrag. In diesem Sinne ist das..., hat das historische Bedeutung, dass gerade diese beiden Staaten um ein normales Verhältnis zueinander ringen. Aber ansonsten ist dieser Besuch völlig normal, das ist von der BRD ein Nachholebedarf, das ist genauso, wie wenn Honecker nach...in den NATO-Staat Griechenland gefahren ist oder nach Holland oder nach Belgien fahren wird oder nach Japan gefahren ist. Das ist die Normalität, die nun endlich auch an dieser gefährlichsten Grenze in der Welt hergestellt wird. Wobei ich noch hinzufügen möchte, dass wir wegen der Normalität kein Triumphgeschrei anstimmen. Aber ich persönlich scheue mich nicht zu sagen, dass ich ein großes Gefühl der Genugtuung empfinde, denn wenn ich dran denke, wie in diesen – bald also jetzt 38 Jahre DDR – wie wir da vom Westen beschimpft worden sind, verleumdet worden sind, bekämpft worden sind, wie versucht worden ist, uns zu destabilisieren, wie unsere Fahne beleidigt wurde – beim letzten Stophbesuch damals bei Willi Brandt ist unsere Fahne in Kassel noch runtergerissen worden. Es gibt aus dem Jahre 1957 eine Regierungsdirektive in Bonn, die das...gegen das Zeigen der „Spalterflagge“ – das ist unsere Nationalfahne – muss polizeilich eingeschritten werden. Und jetzt kommt der Honecker da an, der Staatsratsvorsitzende, der Dachdecker, der Kommunist – in diesem Staat, wird vom Staats-, Regierungschef empfangen, wird vom Staatsoberhaupt empfangen, die Bundeswehr tritt mit einer Ehrenformation auf, unsere Hymne wird gespielt und über allem weht die Fahne der Deutschen Demokratischen Republik. Ich... wir haben sehr lange da drum gekämpft, aber nicht zur Befriedigung einer eigennationalen Eitelkeit, sondern weil dieses Verhältnis zwischen beiden Staaten normal sein muss, um des Friedens in Europa und in der Welt willen.

Gestatten Sie mir eine persönliche Bemerkung. Ich komme aus einer Familie, die eine ganze Reihe namhafter Kriegsverbrecher hervorgebracht hat, die in Nürnberg vor Gericht standen und verurteilt wurden. Diplomaten, IG-Farben-Leute, Chemieindustrielle, Bankiers usw. Enge, direkte Verwandte. Ich bin trotzdem stolz, Deutscher zu sein, sehr stolz. Und ich kann das deshalb sein, weil ich immer auf der Seite des richtigen, wahren, echten, guten Deutschlands gestanden habe. Ich habe mich sehr früh - mit 14 Jahren schon - von dieser Familie und von dieser Klasse getrennt und wenn ich's recht bedenke, habe ich fast die Hälfte meines Lebens verbracht mit der Suche nach meinem Vaterland. Das Kaiserreich konnte es nicht sein, da wurde ich am Ende geboren, habe noch in die Windeln gemacht. Die Weimarer Republik konnte es nicht sein, da habe ich schon zur Arbeiterklasse gefunden. Hitlerreich konnte es erst recht nicht sein. Die britische Zone, in der ich zunächst war, konnte es auch nicht sein. Ich kann terminieren, wann ich mein Vaterland gefunden habe - als ich meinen Auftrag erfüllte und die Rundfunkreportage machte von der Wahl Wilhelm Piecks zum ersten Präsidenten des sozialistischen deutschen Staates, da hatte ich mein Vaterland gefunden.

Karl Eduard von Schnitzler (1918–2001)

Karl Eduard von Schnitzler

Karl-Eduard Richard Arthur von Schnitzler wurde am 28. April 1918 in Dahlem geboren; er starb am 20. September 2001 in Zeuthen. Schnitzler war ein deutscher Journalist. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat der Wehrmacht wegen antinazistischer Propaganda in das Strafbataillon 999 versetzt. Als Chefkommentator des DDR-Fernsehens sowie Autor und Moderator der politisch-agitatorischen Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“ war er unter der Bevölkerung der DDR der umstrittenste Journalist.

Schnitzler war jüngster Sohn des Legationsrates Julius Eduard von Schnitzler. Nach seiner Autobiografie war Schnitzlers Großmutter eine außereheliche Tochter des „99-Tage-Kaisers“ Friedrich III., er selbst mithin ein Urenkel des Kaisers. Der Vater Schnitzlers war seit 1898 als Vizekonsul in Shanghai tätig. Am 20. September 1913 erfolgte seine Erhebung in den preußischen Adelsstand. Die Mutter war Margarethe von Schnitzler, geb. Gillett. Zu seinen Vettern zählten der Verkaufsdirektor der I.G. Farben, Georg von Schnitzler, und der Botschafter Herbert von Dirksen. Zu Schnitzlers großbürgerlicher Familie gehörten spätere NS-Kriegsverbrecher.

Als Vierzehnjähriger trat Schnitzler in die Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAJ) ein. Nach dem Abitur brach Schnitzler 1937 nach zwei Semestern das in Freiburg begonnene Medizinstudium ab. Er hatte Kontakt zur verbotenen KPD. Von 1938 bis 1940 absolvierte er in den Kabelwerken Felten & Guilleaume in Köln eine kaufmännische Lehre.

Im Zweiten Weltkrieg leistete Schnitzler von 1939 bis 1944 Kriegsdienst. Von 1940 bis 1944 war er Wehrmachtssoldat in Frankreich, Jugoslawien und der UdSSR. Im August 1941 wurde er verwundet und wegen antinazistischer Propaganda mit dem Strafbataillon 999 im Afrikafeldzug eingesetzt, wo er erneut verwundet wurde. 1943 knüpfte er in Frankreich Kontakte zur Résistance. Im April 1944 wurde er in Paris verhaftet. Er floh aus der Untersuchungshaft und betätigte sich im militärischen Widerstand bei den Maquis. Im Juni 1944 kam er in britische Kriegsgefangenschaft. Im gleichen Jahr wurde er Mitarbeiter der Deutschlandabteilung der BBC und leistete Propagandaarbeit für die Briten.

In der britischen Kriegsgefangenschaft erfolgte die Vorbereitung auf seine Arbeit beim deutschen Nachkriegsrundfunk: Er wurde bei der BBC-Sendung „Hier sprechen deutsche Kriegsgefangene zur Heimat“ beschäftigt, und später beim Rundfunk in der britischen Besatzungszone, dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg. Im Januar 1946 wurde er Leiter des Ressorts Politik des NWDR Köln. Aufgrund seiner kommunistischen Parteinahme geriet er zunehmend in Konflikt mit den britischen Kontrolloffizieren und wurde er 1947 wieder nach Hamburg zurückversetzt, wo sich die Konflikte verschärften. Im selben Jahr wurde Schnitzler entlassen.

Ende 1947 ging Schnitzler in die Sowjetische Besatzungszone, wo er 1948 in die SED eintrat und Kommentator beim Berliner Rundfunk und beim Deutschlandsender wurde. 1952 wurde er Leiter der Kommentatorengruppe des Staatlichen Rundfunkkomitees und später Chefkommentator des DDR-Fernsehens.

Ab 1960 (Erstsendung am 21. März) moderierte er die Propagandasendung „Der schwarze Kanal“, in der er Ausschnitte aus dem Westfernsehen im Sinne der DDR-Führung kommentierte.

In der DDR gehörte Schnitzler bei der Bevölkerung zu den meistgehassten Systemvertretern. Am 30. Oktober 1989 stellte das Fernsehen der DDR nach 1519 Folgen den „Schwarzen Kanal“ ein, nachdem seine Absetzung bei den Montagsdemonstrationen gefordert worden war. Im Januar 1990 leitete die SED-PDS ein Parteiausschlussverfahren gegen Schnitzler ein, dem er mit seinem Austritt zuvorkam. In der nachfolgenden Zeit veröffentlichte Schnitzler rechtfertigende autobiographische Schriften und betätigte sich zeitweilig als Kolumnist des Satiremagazins „Titanic“. Bis zuletzt vertrat er in seinen journalistischen Arbeiten die Auffassung, dass die DDR das bessere Deutschland repräsentiert habe, und dass dem Kommunismus die Zukunft gehöre.